"Der Kamp von der Mündung bis zur Quelle- Etappe 2: Von Hadersdorf nach Plank am Kamp"
Die Tour im Überblick
Beschreibung der Tour
Tourtag:
01.06.2020
Anreise:
Hadersdorf und Plank am Kamp sind im Stundentakt über die
Kamptalbahn verbunden.
Streckenlänge / reine Gehzeit ohne Pausen:
rund 18 km / rund 6:00 Stunden
Beste Zeit für die Tour:
Wenn die alten Flussbäder und die Heurigen in den Kellergassen geöffnet haben - was will man mehr?
Route:
Beschreibung Streckenstück |
Entfernung |
Wieder wollen wir dem Kamp ein Stück folgen. In diesem verregneten Frühsommer tut sich heute ein Sonnenfenster auf, das es zu nutzen gilt. Wir haben allerdings beschlossen, uns das Stück von Grafenegg nach Hadersdorf zu sparen - von wegen Asphalt, langweilig, eh schon wissen.... Also Hadersdorf. Das liegt praktischerweise an der Kamptalbahn, also parken wir das Auto in Plank, nehmen den Bummelzug und treffen uns mit dem Rest der inzwischen schon recht großen Truppe am Hauptplatz von Hadersdorf. Bei seiner Gründung lag Hadersdorf auf einer Insel mitten in den Kampauen. Heute ist davon nichts mehr zu spüren, der Ort ist aber überraschend hübsch. Außerdem hat er das Ausstellungshaus Spoerri zu bieten, das man sich anschauen sollte. |
0m
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Wir wandern aus dem Ort hinaus und ein Stück auf der Straße Richtung Gobelsburg, In der Ferne erkennen wir unser erstes Etappenziel, die Warte auf dem Heiligenstein. Es ist viel los, jede Menge Ausflügler mit Auto oder Fahrrad. Bald haben wir aber den Fluss erreicht. Wir folgen seinem Lauf. Träge fließt er dahin, die Auwälder sind dicht, fast dschungelartig, es gibt Lianen, mannshohes Schilfgras, sogar eine Schlange wird gesichtet. Bei Kammern kommen wir zu der Stelle, wo der Mühlkamp irgendwann im Mittelalter aus dem Kamp abgeleitet wurde. Man kann gut erkennen, dass er in einem von Menschenhand gemachten Kanal dahinfließt. Der Auwald geht in einem Nussbaumwald über, und plötzlich sind da die ersten Weinstöcke. Wir sind am Fuß des Heiligenstein angelangt, der wichtigsten Weinlage des Kamptals, die besonders für ihre Rieslinge bekannt ist. Durch die Rieden führt ein steiler Weg hinauf zur Kamptalwarte. Neben uns sprüht ein Winzer Unmengen einer vermutlich giftigen Substanz auf seine Weinstöcke. Nur kurz hört er auf, um uns vorbeizulassen. Das ist dann wohl auch im Wein... Auf dem Heiligenstein war ich schon, damals von Zöbing aus. Auch hier tummeln sich jede Menge Menschen, ist auch ein wirklich schöner Platz mit einer grandiosen Aussicht. Die Warte ist zugesperrt, die Öffnungszeiten sind nicht gerade großzügig. Wir suchen uns ein schattiges Bankerl und halten gemütliche Rast. |
5,0 km
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Alter Grenzstein |
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Blick zum Heiligenstein |
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Hier beginnt der Mühlkamp |
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Am Heiligenstein |
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Gestärkt geht es hinunter in die Zöbinger Kellergasse. Die ist wirklich hübsch, ein Heuriger hat geöffnet, also gleich noch einmal ein Einkehrschwung, wir kosten Veltliner und Riesling. Ein Genuss ! Aber jetzt heißt es doch weitergehen, die dunklen Wolken verziehen sich, wir spazieren durch den Ort zum Fluss hinunter. Die Weinstöcke machen langsam Wiesen und Feldern Platz. Jetzt hören wir schon den Straßenlärm der Kamptalbundesstraße, wo wie in den Zeiten vor Corona Autos und Motorräder herumkurven. Bald queren wir den Kamp und da tut sich ein fast märchenhaft schöner Anblick auf: eine riesige Wiese voller Klatschmohn, Margariten und Kornblumen, man kann sich gar nicht sattsehen an dieser Farbenpracht. Alle zücken ihre Handys, dieser Augenblick will festgehalten werden. Die nächste Ortschaft, die wir erreichen, ist Schönberg. Wie in den meisten Ortschaften im Kamptal entstand hier mit dem Bau der Kamptalbahn Ende des 19. Jahrhunderts eine blühende Sommerfrische. Jedes Städtchen hat ein eigenes Flussbad zu bieten. Kurioserweise hat sich mit dem Bau der Stauseen in den 50er Jahren aber die Temperatur des Flusses verändert, er wurde kälter, weshalb das Baden nicht mehr so interessant war. Die Sommerfrischler verliefen sich. Übrig blieben die Villen der betuchten Städter, die den Ortschaften ein gewisses Flair verleihen. Heute versucht man, hier wieder anzuknüpfen. Ein Naturpark entstand, viele Wander- und Radwege locken Gäste an. In Schönberg verlassen wir für eine Weile wieder den Fluss und wandern über den Kalvarienberg, der Schönberg mit Stiefern verbindet. Ein schöner Hohlweg führt hinauf zu einer Kreuzigungsgruppe. Hier findet man auch ein paar moderne Kunstwerke, die etwas unvermittelt in die Landschaft gesetzt wurden. |
18,5 km
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In der Zöbinger Kellergasse |
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Schönberg |
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Der Kalvarienberg von Schönberg |
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Die Stieferner haben ihren eigenen Kreuzweg auf den Kalvarienberg gebaut, nicht ganz so stilvoll wie die Schönberger. Laut Homepage der Gemeinde ist Stiefern ein uralter Ort, bereits 902 oder 903 erstmals erwähnt und damit die älteste Ortsnennung im Waldviertel. Bis hierher reicht der Weinanbau. Hinter Stiefern erhebt sich dann schon der Gföhler Wald. Die Stieferner Weinkeller sind tief in den Löss gegraben. Viele, viele Meter hoch sind die Lösswände, wie Schweizer Käse mit Nisthöhlen durchlöchert. Ein Stück weiter machen wir kurz Rast am Fluss, halten die Zehen ins Wasser. Die eiserne Brücke nach Altenhof ist die letzte erhaltene Straßenbrücke im Kamptal. Eigentlich stand sie einmal mitten in Stiefern, 1999 wurde sie an ihren jetzigen Platz versetzt und hat so überlebt. Hinter Stiefern beginnt die Serengeti - kein Scherz. Die Hochwasserflächen werden von Konikpferden, Rindern und Schafen beweidet und so offengehalten. Dadurch entsteht eine Landschaft, die tatsächlich an die Serengeti erinnert. Die Pferde, die unter einem Baum stehen, könnten glatt als Zebras durchgehen. Schön ist es, hier am Fluss zu wandern. Links von uns ragen steile Felswände auf, Erinnerung an die unermüdliche Arbeit des Wassers, rechts breiten sich die Uferwiesen aus. Schon sehen wir die Kirche von Plank. Im denkmalgeschützten Flussbad mit seinen rot-weiß-gestreiften Kabinen lassen wir den Tag ausklingen. |
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So bauten die Stieferner ihren Kreuzweg |
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Die Lösswand bei Stiefern |
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Fred hatte mitfühlende Freunde... |
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In der Serengeti |
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Heuschreckenplage ?? |
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Das Flussbad in Plank |
Sonstiges
Auf der ersten Etappe spielte der Kamp mit seinen ausgedehnten Auwäldern die Hauptrolle. Bei dieser Etappe ist der Fluss ständiger Begleiter, er bleibt aber im Hintergrund und lässt auch andere Darsteller zu Wort kommen: den Wein, die Villen, das Tal. Die Wege sind schön und gepflegt, es gibt viele Möglichkeiten zur Einkehr und die Kamptalbahn bringt die Wanderer bequem zurück zum Ausgangspunkt.
Links:
Kamptalwarte
Ausstellungshaus Spoerri Hadersdorf
Kellergasse Zöbing
Kalvarienberg Schönberg
Naturpark Kamptal
Strandbad Plank