"Nordwaldkammweg Etappe 1: Vom Dreisesselberg nach Schöneben und zurück"
Die Tour im Überblick
Beschreibung der Tour
Tourtag:
17./18.06.2017
Anreise:
Soweit ich recherchieren konnte, fährt kein Öffi zum Dreisesselhaus hinauf.
Streckenlänge / reine Gehzeit ohne Pausen:
rund 52 km / rund 14:00 Stunden
Beste Zeit für die Tour:
Bei Schnee ist die Tour sicherlich sehr anstrengend, sie ist aber zu jeder Jahreszeit schön.
Route:
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Quelle: ape@map desktop (c) Onyx Technologie OG 2015 |
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Beschreibung Streckenstück |
Entfernung |
Das Wandern entlang des Nord-Süd-Weitwanderwegs hat uns Lust auf diese Art des Wanderns gemacht. Mitzuverfolgen, wie sich langsam die Landschaft ändert, stolz zu sein auf die Kilometer, die man ganz ohne technische Hilfsmittel zurücklegt, hat etwas sehr Entspannendes und Euphorisierendes zugleich. Auf der Suche nach einem weiteren Weitwanderweg, den wir uns eröffnen könnten, sind wir auf den Nordwaldkammweg gestoßen, ältester Weitwanderweg Österreichs. Er endet am Nebelstein, dort, wo der Nord-Süd-Weitwanderweg beginnt und ist ebenso Teil des Europäischen Fernwanderweges E6. Was liegt also näher ? |
0m
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Samstag Mittag sind wir in Bayern. Auf den Dreisesselberg kann man mit dem Auto bis fast zum Gipfel fahren, es gibt einen kostenpflichtigen Parkplatz. In ein paar Minuten erreicht man von dort das Dreisesselhaus sowie die Gipfelformationen des Dreisesselfels und des Hochstein. Diese Granitformationen sind wirklich einzigartig beeindruckend. Am Hochstein, immerhin 1.331 m hoch, nimmt der Nordwaldkammweg seinen Ausgang. Es ist einiges los hier oben, viele Wochenendausflügler aus Deutschland, Österreich und Tschechien tummeln sich im weiteren Umkreis des Dreisesselhauses. So multinational wie die Ausflügler ist auch der Weg: von Beginn an überschreiten wir immer wieder Grenzen. Unser Blick schweift weit über den ganzen Höhenzug. Wie Stacheln eines riesigen Igels ragen silberglänzende Baumskelette in den Himmel, eine ganz eigenartige, berührende Landschaft. Wie wir später erfahren, sind saurer Regen, Borkenkäfer und der Orkan "Kyrill" (2007) schuld am Baumsterben, haben den Hochkamm entwaldet, seine Felskuppen freigelegt und den Blick in alle Himmelsrichtungen freigegeben. Durch diese unwirkliche Landschaft machen wir uns jetzt auf. Der Adalbert-Stifter-Steig führt uns auf halber Hanghöhe nach Osten ins Steinerne Meer unterhalb des Bayrischen Plöckenstein. Man muss schon ein bisschen trittsicher sein, der Steig ist beinahe alpin angelegt, links und rechts Wälder aus zartgrünen Farnwedeln, immer wieder kleine Bächlein und moorige Stellen, dazwischen Jungwald und Granit. Diese Landschaft wird uns die beiden Tage begleiten. Das Steinerne Meer ist ebenfalls beeindruckend, eine Blockhalde, die durch Verwitterung entstand. Unter ihren riesigen Blöcken bleibt die Temperatur konstant kühl und ermöglichte so das Überleben eiszeitlicher Arten in unserer Region. Unser Weg führt uns weiter bergab bis zur österreichischen Grenze am Gegenbach. Wir befinden uns wandernderweise in einer Touristenzone, will heißen, dass wir zwar mit gültigen Reisedokumenten die Staatsgrenzen überschreiten, uns aber nicht weiter ins Land hineinbewegen dürfen. Auf einem Steig wandern wir durch urwaldartige, unberührte Farnwälder. Man kann sich gut vorstellen, dass Luchse, Wölfe und ähnliches Getier hier ein Refugium finden. Seit dem Steinernen Meer haben wir keine Wanderer mehr getroffen, es ist einsam und still. Bei der Zwieselhütte mündet der Weg in eine Forststraße, auf der wir jetzt bis Holzschlag weiterwandern werden - das zieht sich ! Zwischendurch machen wir Rast an der Adalbert-Stifter-Quelle. An einem Baum hängt das Lisei-Bild: ein Wildererdrama hat sich hier abgespielt. Wir passieren die Zollhütte am Grenzübergang Plöckensteiner See, immer weiter die Forststraße entlang. Radfahrer sind unterwegs, wohl die beste Art der Fortbewegung hier. Und endlich treffen wir in Holzschlag auf die Liftanlagen des Skigebiets am Hochficht. Die Zeit drängt, wir haben noch ziemlich weit, aber ein Kaffee und ein Eis im Ereignis-Haus Holzschlag gehen sich aus. Übrigens haben wir hier den tiefsten Punkt des heutigen Tages erreicht, 844 m. Am Nord-Süd-Weitwanderweg, unserer zweiten Weitwanderstrecke, hört man auf dieser Seehöhe das Gebimmel der Kuhglocken. |
14,5km
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Dreisesselberg
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Hochstein
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Blick über den Hochkamm
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Hier ist der offizielle Startpunkt
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Das Steinerne Meer
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Totes Holz auf totem Stein
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Von Holzschlag aus führt uns der Weg direkt auf die mit blauen Lupinen übersäten Pisten des Hochficht. Wie es sein kann, dass ein so intensiv genutztes Skigebiet direkt an deutsche und tschechische Naturschutzgebiete angrenzt, ist mir rätselhaft. Hier wird fest gebaut, eine neue Kabinenbahn ist in Planung. Steil geht es hinauf zum Stinglfelsen, einem Aussichtsplatz mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch unterhalb des Hochfichtgipfels. Wild sind die Bäume im abendlichen Wald, nicht so schön geordnet wie die gewohnten Fichtenmonokulturen, sondern schief und krumm, voller Moos, miteinander verwachsen, Fichten, Buchen. Der Weg ist schon lang, der schwere Rucksack drückt, wir sind verschwitzt. Endlich öffnet sich die Lichtung von Schöneben, der nette Wirt vom Sonnenhof holt uns mit dem Auto ab, um uns die letzten Kilometer nach Hintenberg zu ersparen. Essen, Duschen, ab ins Bett ! |
24,0km
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Gipfelkreuz am Stinglfelsen
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So weit sind wir schon gekommen !
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Ein freundliches Baumgesicht
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Wir haben wie die Steine geschlafen und widmen uns erst einmal einem reichhaltigen Frühstück, gemeinsam mit einem Rudel wild aussehender Harley-Davidson-Biker. Den Sonnenhof können wir guten Gewissens weiterempfehlen, bei den netten Wirtsleuten ist man gut aufgehoben. Unser Kind möchte von Hintenberg weg starten, also lehnen wir das freundliche Angebot, uns mit dem Bus zurück nach Schöneben zu bringen, dankend ab und wandern los. Der Wanderweg Nr. 1 bringt uns, immer dem Hintenbergbach folgend, hinauf nach Schöneben und entlang der Straße Richtung Grenze zur Böhmerwaldkapelle, einer Gedenkstätte der vertriebenen Sudetendeutschen. Dann passieren wir auch schon den Grenzübergang. 20 Kilometer bis zum Dreisesselberg, so der Wegweiser, und das meiste bergauf. Aber noch sind wir frohgemut. Auf Forststraßen und Steigen geht es stetig bergan in die uns von gestern schon vertraute Urwaldlandschaft aus Moosen, Farnen und alten Bäumen, hinauf auf den Kamm. Der erste Gipfel, den wir erreichen, ist der auf tschechischer Seite gelegene Hochficht oder Smrčina. Direkt bei der Bergstation des Skilifts ist der Gipfel, hart an der Grenze. 700 Höhenmeter haben wir seit Hintenberg schon zurückgelegt. Hier heroben tummeln sich einige Wanderer. Ab jetzt werden wir den Kamm und den Nationalpark nicht mehr verlassen. |
39,0km
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Am Hintenbergbach
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Die Kapelle der Heimatvertriebenen
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Moos
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Ich wusste nicht, dass Kröten in Erdlöchern wohnen
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Am Hochficht
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Schönbergfelsen mit Gipfelkreuz auf österreichischer Seite, Hraničník und Studničná, dann geht es zu unserem Entsetzen wieder bergab, hinunter zur Zollhütte am Grenzübergang Plöckensteiner See. Da waren wir doch gestern schon ! Und jetzt kommt die große Herausforderung, der Anstieg auf den Plöckenstein oder Plechý, 400 wirklich steile Höhenmeter entlang der weißen Grenzsteine, teils über grobe Felsblöcke. Hier ist Kondition gefragt. Ich spüre die gestrigen Kilometer und den schweren Rucksack, das Kind ist unbeeindruckt und hüpft bergauf. Je höher wir kommen, desto weiter öffnet sich der Blick auf den Moldaustausee. Wunderschön ! Den Gipfel des Plöckenstein teilen sich Österreich und Tschechien. Mit 1.378 m ist er der höchste Berg des Mühlviertels und Südböhmens. Noch immer liegen gute 5 Kilometer vor uns, aber immerhin können wir unser Ziel, den Dreisesselberg, in der Ferne erkennen. Die Landschaft hier heroben ist wirklich erhebend, die kahlen Stämme, die nackten Felsen, Latschen. An der Dreieckmark oder Trojmezí stoßen Deutschland, Österreich und Tschechien zusammen, seit 1785 ist sie anstelle des Dreisesselbergs Grenzpunkt. Das Kind umrundet die Grenzsäule, wechselt blitzschnell zwischen den Staaten. Kaum vorstellbar, dass es vor gut 25 Jahren keine Möglichkeit gab, sich so frei zu bewegen, da das Grenzgebiet abgeriegelt war. Noch der Bayrische Plöckenstein, an dessen Abhängen das Steinerne Meer liegt, ein letzter Anstieg hinauf zum Dreisesselberg, wir freuen uns auf eine wohlverdiente Erfrischung im Gasthaus, aber dann: geschlossen! Welche Enttäuschung ! Offenbar hat man sich hier auf Ausflügler spezialisiert, und die sind Sonntag am frühen Abend alle schon weg. Schade ! Aber wir finden einen mehr als würdigen Ersatz in der Dreisesselalm, wo wir den Tag ausklingen lassen und wirklich stolz auf uns sind. |
52,0km
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Am Schönbergfelsen steht ein Kreuz
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In zwei Staaten zugleich
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Blick zum Moldaustausee
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Steil geht's hinauf
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Am Plöckenstein
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Dreieckmark
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Hier war ein Deutschlandfan unterwegs
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Und endlich ist das Ziel in Sicht !
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Interessantes entlang des Weges
Der Weg ist das Ziel, die Landschaft der Star. Wer mag, kann zum Zeitvertreib ein paar Geocaches heben.
Adressen und Informationen:
Berggasthof Dreisessel, 94089 Neureichenau
Ereignis-Haus Holzschlag, Holzschlag 13, 4163 Klaffer am Hochficht
Gasthaus Pension Sonnenhof, Hintenberg 39, 4161 Ulrichsberg
Dreisesselalm, Frauenberg 39, 94145 Haidmühle
Sonstiges
Der Berggasthof Dreisessel hatte an einem Sonntag Abend Mitte Juni bereits um 17:00 geschlossen. Übernachten kann man hier leider auch nicht mehr, angeblich wegen feuerpolizeilicher Bedenken.
Vom Dreisesselberg nach Schöneben findet man unterwegs jede Menge Einkehrmöglichkeiten, am Rückweg muss man seine Verpflegung allerdings selbst mitnehmen.
Links:
Dreisesselberg
Nationalpark Sumava
Nordwaldkammweg